CORNELIA SCHIRMER

Schauspiel und Gesang

Cornelia Schirmer lebt und arbeitet seit über 20 Jahren in Hamburg als freischaffende Künstlerin. Sie wirkte u.a. am Thalia Theater Hamburg und am Deutschen Theater in Berlin in zahlreichen hochkarätigen Bühnenproduktionen mit und arbeitete mit Robert Wilson, Tom Waits und Lou Reed. Daneben präsentiert sie immer wieder eigene Abende wie „Fritz, der Traktorist“ und schreibt Musik. Ihr Programm „Zeig´s mir! – Gesänge von Laster und Lust“ gewann 2004 den „Stuttgarter Besen in Silber“.

Als begeisterte Schauspieldozentin traf sie Delio Malär an der Schule für Schauspiel in Hamburg und gründete mit ihm 2015 das Musiktheater-Duo „Cocodello“. Die Produktion „Auf alten Pfannen lernt man kochen“ wurde 2020 mit dem Förderpreis „Mindener Stichling“ ausgezeichnet. Mit ihrem neuen Soloprogramm „Balbina – Eine musikalische Hommage an eine tollkühne Frau“ greift Cornelia Schirmer wieder ein persönliches und gleichzeitig gesellschaftliches Thema auf und knüpft damit z.B. an ihren Kult – Liederabend „Fritz, der Traktorist – Lieder aus der versunkenen DDR“ an. Mit dieser Produktion begann ihre – damals  noch fest im Ensemble – langjährige, enge Zusammenarbeit mit dem Thalia Theater, die sich bis heute fortsetzt.

Balbina – Musikalische Hommage an eine tollkühne Frau

Maria Balbina Roßkopf, eine junge Wehrmachtssekretärin verhilft im besetzten Paris unzähligen Juden zur Flucht und riskiert dabei ihr eigenes Leben. Ihre Geistesgegenwart, ihre Zivilcourage, ihre Frechheit und ihr umwerfender Charme faszinieren nicht nur die Nationalsozialisten, denen sie immer wieder atemberaubende Schnippchen schlägt, sondern auch viele andere Menschen, die ihr in ihrem langen Leben begegnet sind.

Die musikalisch-theatrale Reise beginnt mit der bitterarmen Kindheit in Augsburg, ihrer Geburtsstadt und der eines weiteren glühenden Antifaschisten: Berthold Brecht, dessen Lieder an diesem Abend immer wieder zu eindringlichen Kommentaren ihres Lebens werden. Später, im besetzten Paris, begegnet sie dem Mann ihres Lebens, an dessen Seite sie sich der Résistance anschließt und später zur Gräfin avanciert. Dass sie aber noch in den letzten Kriegstagen nur knapp einem sicheren Tod entgeht, beruht auf ihrer schicksalshaften Begegnung mit General Hans Bauer, dem sogenannten „Leibpiloten“ Adolf Hitlers.

Cornelia Schirmer beschwört zusammen mit Jonathan Wolters in einer musikalischen Hommage an ihre Schwiegermutter die flirrende Aura einer starken und gebrochenen Persönlichkeit herauf. Beide singen und spielen dazu Songs von Berthold Brecht, Cole Porter, Mischa Spoliansky und anderen.

Mit Dank an das Thalia Theater Hamburg.

Cornelia Schirmer (Bild: Janine Guldener)
Cornelia Schirmer (Bild: Janine Guldener)

Fritz, der Traktorist – Lieder aus der versunkenen DDR

Mit ihrem Liederabend „Fritz, der Traktorist“, begleitet von Laurenz Wannenmacher und Jonathan Wolters, präsentiert Cornelia Schirmer ein biographisches Päckchen, geschnürt aus den Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend im „Osten“. Ein Leben zwischen Fahnenapell und Stasi-Bespitzelung, zwischen dem staatlichen „Fest der jungen Talente“ und kirchlichem Widerstand , als Spagat zwischen dem Alltag in einer Diktatur und der Sehnsucht nach Freiheit. Cornelia Schirmer singt Propagandalieder, die aus heutiger Sicht sehr skurril erscheinen, dazu (nicht für alle) bekannte Schlager aber auch die Rock- und Popsongs, die ihr ganzes Lebensgefühl kurz vor dem Mauerfall ausdrücken.

 

 

Der schönste Beitrag zum Jahrestag des Mauerfalls: „Fritz, der Traktorist“
Ingrid Meyer-Bosse, Hamburger Abendblatt Jahresrückblick 1999

„Zehn Jahre Deutsche Einheit – ein Grund für Schauspielerin Cornelia Schirmer, im restlos ausverkauften Schmidt Theater grandioses Liedgut ihrer Heimat vorzutragen. Sympathisch, locker, ungemein professionell präsentiert die spritzige Schauspielerin, nach 7 Jahren Engagement am Thalia jetzt am Deutschen Theater Berlin zu Hause, ein dramaturgisch fantastisch abgestimmtes Programm voller Leidenschaft und Stimmungswechsel.“
Hamburger Morgenpost, 10. 11. 1999

„Und dabei entsteht alles andere als Ostalgie, denn mit feiner Ironie entlarvt sie die scharfen Töne der Agitation und der Propaganda. In der „falschen“ Betonung ist sie eine Meisterin ihres Kleinkunstfaches; wir hören die bitterbösen, ernst gemeinten Parolen und zugleich schwingen im Unterton leiser Hohn und Spott.“
Zitty Hamburg

„Das meiste jedoch war von großartiger Komik, zum Beispiel eine dem Kampf gegen den Beat gewidmete Honecker – Rede von 1965, in der der Genosse argwöhnt, der Gegner benutzte die „Bit-Musick um unsere Jugendlichen zu Exzessen aufzuputschen“. Cornelia Schirmer sang und sprach dies mit ironisch liebevoller Distanz, wie das nur eine kann, die um die Hohlheit der Propaganda weiß, aber auch darum, dass jene Lieder trotz allem mit echtem Idealismus und ehrlicher Hoffnung gesungen wurden. Es war ein sehr besonderer Abend. Viel Gelächter, Textfeste Fankurve, selige Sängerin. Schade, dass nicht öfter Mauerfall war.“
Hamburger Abendblatt, 10. November 1999


Cornelia Schirmer (Bild: Janine Guldener)
Cornelia Schirmer (Bild: Janine Guldener)